Vom Nutzen der Editionen

Vom Nutzen der Editionen

CALL FOR PAPERS

Die fünfzehnte internationale Tagung der Arbeitsgemeinschaft für germanistische Edition zum Thema »Vom Nutzen der Editionen« findet vom 19. bis 22. Februar 2014 an der RWTH Aachen University statt. Beteiligt sind auch die Arbeitsgemeinschaft philosophischer Editionen und die Fachgruppe Freie Forschungsinstitute in der Gesellschaft für Musikforschung. Vorbereitet und durchgeführt wird die Tagung vom Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft der RWTH Aachen University (Prof. Dr. Thomas Bein, Prof. Dr. Axel Gellhaus)

Während die Themen der Tagungen der Arbeitsgemeinschaft in den letzten Jahren vornehmlich der Arbeit aus der Sicht der Text- und Musik-Editoren gewidmet waren, soll es in Aachen darum gehen, wissenschaftliche Rezeption und Anwendung der modernen editorischen Anstrengungen in den Mittelpunkt zu rücken. Leitfragen der Tagung können sein:

  • Wie eng oder wie defizitär ist die Zusammenarbeit zwischen Editor und Text- bzw. Musikwissenschaftler/ historiker?

  • Finden moderne Editionen Berücksichtigung bei der ›täglichen‹ literaturwissenschaftlichen, philosophischen oder musikwissenschaftlichen Arbeit?

  • Inwiefern unterscheidet sich der Umgang mit Papiereditionen vom Umgang mit Online-Editionen?

  • Spielen moderne Editionen im akademischen Unterricht eine Rolle?

  • Inwieweit beeinflussen aktuelle Editionen die (Text)Hermeneutik bzw. die Interpretation?

  • Haben neue, digitale Editionsformen das Verständnis für die Staffelung der Überlieferung verbessert oder transferieren sie wesentliche editorische Leistungen an die Nutzer?

  • Welche neuen Text- bzw. Werkdefinitionen liegen neueren Editionsprojekten zugrunde?

  • Inwieweit sind diese neuen Definitionen ausschlaggebend für die Wahl von Editionstypen?

  • In welcher Art und Weise transportiert eine Edition Informationen an den Nutzer?

  • Wie gestaltet sich das Verhältnis von Lesen und Benutzen von Editionen?

Der Hintergrund, vor dem solche und ähnliche Fragen zu sehen sind, ist folgender: In den letzten vier Jahrzehnten haben sich die Editionstechniken und auch die Editionstheorie(n) deutlich verändert. Sowohl in der Altgermanistik als auch in der Neugermanistik hat man sich mit Editionsprinzipien (deren Ursprünge vielfach im 19. Jahrhundert zu finden sind) kritisch auseinandergesetzt und festgestellt, dass in zahlreichen Fällen diese Prinzipien auf längst revidierten text- und literaturtheoretischen Prämissen beruhten. Ähnliche Tendenzen sind in der Philosophie und der Musikwissenschaft auszumachen. Ehedem erkenntnisleitende Kulturkategorien wie ›Autor‹, ›Genie‹, ›Original‹ wurden teils ganz aufgegeben, teils stark relativiert. In diesem Zusammenhang hat auch eine lebhafte Diskussion des Text- und Werkbegriffs ihre Spuren in der Editionswissenschaft hinterlassen. An die Stelle eines zu gewinnenden ›authentischen‹ und ›autorisierten‹ Textes oder Werks, der/das in einen statischen Editionszustand überführt werden sollte, trat das Konzept von dynamischen Prozessen, die eine Edition offenzulegen und zu dokumentieren habe. Solche neuen editionstheoretischen Überlegungen manifestieren sich seit vielen Jahren z.B. in der editorischen Erarbeitung von Text- und Musiksynopsen und/oder in der Abbildung von (text)genetischen Prozessen.

Es ist nun an der Zeit zu fragen, welchen Einfluss die -- methodisch und technisch -- aktualisierte Editorik auf die Literaturgeschichtsschreibung, die Literaturtheorie, die Musikwissenschaft (einschließlich der Aufführungspraxis von Musik) und die Philosophie hat (wobei freilich eine strikte Trennung von Editorik und Hermeneutik bzw. Interpretation nicht möglich ist). Über eine solche sehr grundsätzliche Frage hinaus können Beiträge sich auch mit Aspekten der praktischen und konkreten Benutzung moderner Editionen befassen, z.B.: Wie liest man eine Synopse mit fünf oder mehr Fassungen? Ist der Verzicht auf sprachliche Normalisierungen für jede Benutzergruppe sinnvoll? Wie bindet man Online-Editionen in den akademischen Unterricht ein?

Willkommen sind sowohl Beiträge mit theoretisch-methodischer bzw. wissenschaftsgeschichtlicher Ausrichtung als auch aussagekräftige Fallstudien. Wie in den vergangenen Jahren wird es auch in Aachen unterschiedliche Vortragstypen geben: Plenarvorträge (30 Min.), Sektionsvorträge (20 Min.) sowie Werkstattberichte und Diskussionspanels.

Referatsvorschläge mit einem einseitigen Exposé werden bis zum 1. März 2013 erbeten an:

Prof. Dr. Thomas Bein oder Prof. Dr. Axel Gellhaus

Institut für Germanistische und Allgemeine Literaturwissenschaft

Templergraben 55

D-52056 Aachen

E-Mail: t.bein@germlit.rwth-aachen.de / a.gellhaus@germlit.rwth-aachen.de

Der Ausschuss der Arbeitsgemeinschaft befindet über die Annahme der Referatsvorschläge. Eine Benachrichtigung erfolgt bis Frühsommer 2013.

HINWEIS: Dieser Call for Papers ist eine Übernahme aus einer anderen Informationsquelle. JLTonline publiziert ihn lediglich als Service und ist für die Inhalte und ihre Richtigkeit nicht verantwortlich.