Tom Kindt

Uwe Spörl

Philosophische Debatten um fiktionale Literatur: Status, Wirkung und Interpretation

Maria E. Reicher (Hg.), Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit. Philosophische Grundlagen der Literaturtheorie. (KunstPhilosophie 8.) Paderborn: mentis 2007. 207 S. (Preis: EUR 19,80). ISBN: 978-3-89785-354-6.

Als achter Band der Reihe »KunstPhilosophie«, die Reinold Schmücker und Axel Spree im für Grenzüberschreitungen zwischen (analytischer) Kunstphilosophie und Literaturtheorie einschlägigen Paderborner mentis-Verlag herausgeben, ist im letzten Jahr dieser bemerkenswerte Sammelband erschienen, der es unternimmt, wichtige »philosophische Grundlagen der Literaturtheorie« aufzuzeigen, indem er philosophische Debatten über diese dokumentiert.

1. Zur Anlage und Zielsetzung des Bandes

Maria Elisabeth Reicher, die Herausgeberin, erläutert die Anlage und Zielsetzung des Bandes in ihrer »Einleitung« (7-20): Sein indirekter Gegenstandsbereich ist fiktionale Literatur, wobei deren Grenzen mitunter zum einen auch thematisiert und zum anderen durchaus überschritten werden hin zu Literatur oder Kunst im Allgemeinen. Sein direkter Gegenstandsbereich sind jedoch (vier) philosophische Debatten, die über fiktionale Literatur geführt worden sind und nach wie vor geführt werden.

Alle vier Debatten wurden und werden so oder ähnlich auch in der Literaturtheorie bzw. im Kontext literaturwissenschaftlicher Methodologie geführt – und bezeugen somit die literaturwissenschaftliche Relevanz dieser »philosophischen Grundlagen« –, sind hier aber klar einem primär philosophischen Ansatz zugeordnet: Die Beiträger sind (an Kunst und Literatur interessierte) professionelle Philosophen, die zudem in der Regel recht eindeutig einer analytisch ausgerichteten Philosophie zuzurechnen sind (weshalb die Mehrzahl der hier versammelten Aufsätze auch von angloamerikanischen Autoren stammt); die Argumentationsweisen und Fragestellungen der Debattenbeiträge sind philosophisch – und nicht primär literaturwissenschaftlich oder literaturtheoretisch –, weil sie in spezifisch philosophische Frage- und Debattenkontexte eingebunden sind (Ästhetik, Ontologie usw.) und weil sie eher abstrakt und grundsätzlich argumentieren, als an einer literatur- oder kunstwissenschaftlichen Praxis orientiert zu sein.

Insofern bietet der Band einen »Einstieg in das weitverzweigte Gebiet der philosophischen Literaturtheorie« und einen »Eindruck von dessen Relevanz, Komplexität und Tiefe« (19); und er belegt indirekt die Relevanz des originär literaturwissenschaftlichen Gegenstandsbereichs fiktionaler Literatur für ein breiteres Feld inter- und transdiziplinärer Forschung.

Die vier Debatten, auf die hin Reicher ihre Auswahl ausrichtet, beziehen sich auf folgende Fragen: die nach der Natur fiktionaler Rede, die nach dem ontologischen Status fiktiver Gegenstände, die nach den von Fiktionen erzeugten Emotionen und die nach der Bedeutung von Autorintentionen für die Interpretation von Literatur.

Die Auswahl überzeugt, jedenfalls aus der Sicht des Literaturwissenschaftlers, da es wohl tatsächlich diese vier (oder ihnen ähnliche) Debatten waren, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten unter einer philosophischen Perspektive in der Literaturtheorie diskutiert worden sind – wenn auch vielleicht mit anderen Schwerpunkten als in der Philosophie. Die philosophische Fiktionstheorie, der die beiden ersten Fragen zugeordnet sind, ist längst in die Literaturtheorie eingegangen und wird hier nun mit spezifisch literaturwissenschaftlichen Theorie- und Modellbildungen wie etwa der Narratologie korreliert. [1] Die Frage nach der (emotionalen) Wirkung von Literatur ist eine klassische Frage der Literaturtheorie und Ästhetik, die heutzutage zunehmend auch aus psychologischer und anthropologischer Sicht angegangen wird. [2] Die letzte Frage freilich, die nach der Relevanz von Autorintentionen, ist in der Literaturwissenschaft bzw. genauer: in der literaturwissenschaftlichen Methodologie im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts kaum mehr debattiert worden, da sie im Kontext strukturalistisch und poststrukturalistisch orientierter methodischer Ansätze als entschieden galt (zugunsten eines texttheoretisch begründeten Antiintentionalismus). Dies änderte sich jedoch in jüngster Zeit durch einige Publikationen, die entweder die Frage erneut aufwarfen oder für einen (neuen) Intentionalismus plädierten. [3]

Andere Debatten als diese sind – mit durchaus philosophischem Gehalt – natürlich sehr wohl geführt worden, lassen sich aber, wie etwa die Frage nach dem Status literarischer oder künstlerischer Gattungen, nur bedingt dem indirekten Gegenstand dieses Bandes, der fiktionalen Literatur, zuordnen, oder sind, wie die Frage nach dem Erkenntniswert literarischer Fiktionen, eng mit den hier fokussierten Fragen verknüpft.

Dennoch nimmt die vierte der von Reicher ausgewählten Fragen eine gewisse Sonderstellung ein – und zwar in zweifacher Hinsicht: Sie ist die einzige, die nicht dezidiert auf fiktionale Literatur bezogen ist, sondern auf Literatur, Kunst oder gar Bedeutung Tragendes ganz allgemein. Und sie ist die einzige, für die die Herausgeberin einen Originalbeitrag eingeworben hat, der zudem den Sammelband beschließt, so dass hier – wenn man wie der Rezensent zum Intentionalismus neigt – wohl nicht ohne Gründe eine gewisse Absicht unterstellt werden kann, die dort zum Ausdruck gebrachte Position zu stärken. Und das ist »ein Plädoyer für den hermeneutischen Intentionalismus«, wie der Schlussaufsatz von Axel Bühler betitelt ist (178).

Doch auch dieser Beitrag entspricht – wie die sieben anderen auch – der organisatorischen Anordnung des Sammelbandes: Zu jeder der aufgeworfenen Fragen, die die Herausgeberin in der Einleitung jeweils kurz als Problemstellung umreißt, werden zwei Beiträge einander gegenüberstellt, die jeweils exemplarisch für »prominent vertretene Positionen« (7) stehen. Einige der zu diesem Zweck ausgewählten Aufsätze repräsentieren nicht nur eine prominent vertretene Position, sondern sind selbst als Vertreter dieser Position prominent geworden, insbes. John R. Searles »Der logische Status fiktionaler Rede« (21-36). Andere der hier versammelten einzelnen Debattenbeiträge sind selbst weniger prominent – und bieten so dem Leser, der nicht oder nur in Umrissen mit den Debatten vertraut ist, noch unbekannte Lektüren und zum Teil neuartige Argumentationen. Dies gilt umso mehr für den deutschsprachigen Leser, als die sechs im Original englischsprachigen Beiträge des Bandes (von Searle, Currie, van Inwagen, Walton, Neill und Dickie/Wilson) in revidierter oder deutschsprachiger Erstveröffentlichung präsentiert werden.

Für die Übersetzungen zeichnen Maria E. Reicher selbst, Axel Bühler und vor allem Fabian Fricke verantwortlich. Sie sind offenkundig – und völlig zurecht, wie ich meine – am philosophischen Argument und dessen möglichst präziser Übertragung orientiert, was mitunter freilich gewisse Defizite der Lesbarkeit im Deutschen nach sich zieht (insbes. im Zusammenhang der Übersetzung des englischen »make-believe« als deutsche Konstruktion mit »als ob«).

In mindestens einer Hinsicht bleiben die philosophischen Debatten, die hier anhand je zweier Beiträge (re)präsentiert werden sollen, allerdings undokumentiert: Debatten haben ja immer auch einen historischen Verlauf, der wohl als Entwicklung zu beschreiben sein dürfte und in deren Verlauf sich jüngere Debattenbeiträge auf ältere, vorliegende beziehen. Letzteres ist hier – jedenfalls bei den Debatten zur zweiten und zur dritten Frage – nicht oder nur indirekt der Fall, so dass die späteren Beiträge nur bedingt als Antworten auf die früheren anzusehen sind. Das hat freilich den Vorteil, dass unterschiedliche Argumentationen und Argumentationsprämissen unabhängig vom Debatten-Charakter der Auseinandersetzung zu ihrem Recht kommen können.

Im Folgenden werde ich die Fragen und Debatten anhand der hier versammelten Beiträge und Argumente vorstellen:

2. Die Natur fiktionaler Rede

Searle veröffentlichte 1974/75 seinen die fiktionstheoretische Debatte um die Natur fiktionaler Rede anheizenden Aufsatz mit dem deutschen Titel »Der logische Status fiktionaler Rede« (21), der sich – offenkundig, aber von Searle nicht explizit gemacht – primär auf fiktionales Erzählen bezieht. Diesem versucht Searle eine illokutionäre Rolle zuzuweisen, die seinen Prinzipien pragmatischer und semantischer Sprechaktanalyse entspricht. Dafür gibt es freilich keine einfache Lösung, da Äußerungen, wie man sie typischer Weise in Romanen vorfindet, zwar Behauptungen zu sein scheinen, aber keine solchen sein können, da sie mit diesem spezifischen illokutionären Akt verbundene Regeln verletzen, insbesondere die Verpflichtungen darauf, Wahres und für wahr Gehaltenes zu behaupten, was angesichts der Fiktivität der Gegenstände, über die etwas behauptet wird, nicht möglich ist.

Searle schlägt deshalb vor, die erzählenden Äußerungen der Autoren fiktionaler Erzähltexte nicht als Illokutionen, sondern als Simulationen von Illokutionen aufzufassen. Solche Äußerungen sind also als »ein Pseudo-Vollzug ohne Täuschung« (27) zu beschreiben, als eine Art ›nicht ernsthaftes‹ Sprachspiel. Der geäußerte Text unterscheidet sich nach Searle dabei nicht von entsprechenden Äußerungen des ›ernsthaften‹ bzw. simulierten Erzählens, das Sprachspiel wird gleichwohl aufgrund konventioneller Regeln erkannt, es zieht deshalb keine Täuschung nach sich und setzt die üblichen semantischen Regeln sprachlicher Äußerungen, dort wo es um Bezugnahme auf Wirkliches geht, außer Kraft. Der Autor eines fiktionalen Erzähltextes gibt also nur vor, sich auf eine von ihm (durch dieses Vorgeben) geschaffene Figur zu beziehen.

Dass einige Erzähltheoretiker bzgl. der Frage, ob fiktionale Texte fiktionsspezifische Eigenschaften aufweisen, eine andere Auffassung als Searle vertreten und annehmen, dass Textphänomene, die mit dem epischen Präteritum verknüpft sind, oder Erzählstrategien wie heterodiegetische interne Fokalisierung durchaus textuelle Indizien für fiktionale Rede darstellen, ist bekannt, beeinträchtigt Searles Ansatz aber nur am Rande. Denn immerhin lässt sich die von den meisten Narratologen geteilte Auffassung, dass bei fiktionalen Erzähltexten Autor und Erzählinstanz zu unterscheiden sind, durchaus mit dieser Position Searles vermitteln – oder aus ihr herleiten. Zudem lässt sich so eine Perspektive entwerfen, die das Handeln eines Schauspielers, der vorgibt eine fiktive Dramenfigur zu sein und vom Publikum auch so wahrgenommen wird, mit dem Vorgeben (des Autors) von erzählenden Behauptungen (des Erzählers) korreliert und so die pragmatische Dimension des Fiktionalen geschlossen präsentiert. In allen diesen Fällen spielt die Tatsache, dass die Rezipienten fiktionaler Literatur deren fiktionalen Status erkennen und anerkennen, eine entscheidende Rolle.

Und genau das betont Gregory Currie in einem Aufsatz von 1985, der durchaus als eine Antwort auf Searles Debattenbeitrag anzusehen ist: In »Was ist fiktionale Rede?« (37-53) folgt Currie weniger Searle als Kendall L. Walton, der uns in der dritten Debatte wieder begegnen wird, und dessen Ansatz, fiktionale Kunstwerke als ›Make-Believes‹ anzusehen. [4] Nach Currie ist es verfehlt oder zumindest uninteressant, wie Searle das Vorgeben oder So-tun-als-ob dem Autor oder Sprecher zu unterstellen: »Erforderlich ist« vielmehr, »daß der Leser versteht, welche Einstellungen zu den Aussagen des Textes er nach der Intention des Autors einnehmen soll« (42). Der Autor fiktionaler (und als fiktional zu erkennender) Rede folgt demzufolge durchaus einer ›ernsthaften‹ Illokution, die darin besteht, den Adressaten der Äußerung dazu aufzufordern, so zu tun, als ob er das Gesagte als erzählende Behauptung annimmt und zwar deshalb, weil er diese illokutionäre Absicht erkannt hat und ihr zu folgen bereit ist.

Damit ist, so Currie, auch eine wichtige Differenz beschreibbar: die zwischen dem Autor eines fiktionalen Werkes, der einen ›echten‹, authentischen Illokutionsaktes intendiert, und dem Schauspieler, der ohne eigene Intentionen nur einen »Pseudo-Vollzug« (49) realisiert.

Currie übernimmt also von Searle das Konzept der Simulation, überträgt es allerdings wie Walton als Aufforderung des Autors an den Leser, der sich vorstellen möge, was ihm erzählt wird, sei wahr. Dies ist ebenfalls dem heutigen Standard in der literaturwissenschaftlichen Fiktions- und Erzähltheorie vergleichbar, die nicht nur von einer Unterscheidung zwischen Autor und Erzähler ausgeht, sondern auch mit einer Differenzierung zwischen einem realen und einem innerfiktionalen Adressaten arbeitet. So betrachtet ergänzen sich die Positionen Searles und Curries. Festzuhalten bleibt allerdings, dass Curries Theorie strikt intentionalistisch ist, zumindest in dem Sinne, dass ein fiktionaler Text nur angemessen verstanden werden kann, wenn er als so intendierter erkannt worden ist. Das scheint mir plausibel zu sein, die Frage nach der Relevanz von Autorintentionen wird uns aber ohnehin in der vierten Debatte wieder begegnen.

Im Zusammenhang mit möglichen Einwänden gegen seine Theorie diskutiert Currie auch die Frage, wie es zu verstehen ist, dass fiktionale Literatur offensichtlich nicht nur dazu auffordert, so zu tun, als ob das (explizit) Erzählte und das aus dem Text (per Implikatur) Erschließbare wahr sei, sondern auch vieles Andere, was in der Äußerung gar nicht angesprochen wird, kurz, dass sie eine ganze erzählte Welt entwirft, verbunden mit der auf David Lewis zurückgehenden »Idee der Wahrheit in einer fiktionalen Geschichte« (50). [5] Lewis schlägt vor, derlei in einem (aus der Modallogik importierten) Modell möglicher Welten zu begreifen, wonach wahr in einer fiktionalen Geschichte das ist, was behauptet oder per Implikatur erschließbar ist, und das, was damit auf Grundlage unseres Wissens über diese, unsere Welt widerspruchsfrei vereinbar ist. Und auch wenn diese modallogische Modellierung fiktiver, erzählter Welten mehr als umstritten ist, so scheint sich doch in der literaturwissenschaftlichen Fiktionstheorie die Auffassung durchgesetzt zu haben, dass erzählte Welten anzunehmen und mit den Informationen aus dem Text und dem Weltwissen des Zielpublikums abzugleichen sind. Überlegungen dieser Art gehören aber schon der nächsten, ontologischen Debatte an:

3. Der ontologische Status fiktiver Gegenstände

»Sachen gibt’s, die gibt’s gar nicht«, weiß der Volksmund – und fiktionstheoretisch hat er vielleicht sogar recht: Denn fiktionale Texte bringen fiktive Gegenstände, Personen und Geschehnisse hervor, von denen sie erzählen, und Leser solcher Texte, darunter Literaturwissenschaftler und Philosophen, können sich offensichtlich in sinnvollen und wahren Sätzen über diese »Sachen, die es gar nicht gibt« äußern. Wie derlei zu erklären und zu analysieren ist, ist ein ernsthaftes logisch-semantisches und ontologisches Problem, da Aussagen über Gegenstände üblicher Weise die Existenz dieser Gegenstände voraussetzen, was in Aussagen über Fiktives gerade nicht vorausgesetzt werden kann.

Da sich die Autoren fiktionaler Texte, ihre Leser und die meisten Literaturwissenschaftler in der Praxis durchaus effektiv und sinnvoll zu verhalten scheinen mit ihren jeweiligen Äußerungen über Fiktives, ergibt sich für eine philosophische Analyse solcher Äußerungen Zweierlei: Sie sollte an der Praxis orientiert sein; und es ist für diese Praxis letztlich egal, welche Analyse möglich ist, wenn es denn eine solche tatsächlich gibt. Von diesem Standpunkt aus formulieren die beiden hier von Reicher ausgewählten Debatten-Beiträge zu diesem Fragekomplex also jeweils unterschiedliche Angebote, auch wenn sie – im Kontext der philosophischen Debatte – tatsächlich sehr unterschiedlich ausgerichtet sind.

Es treten an: Der bekennende Fregeaner Wolfgang Künne (mit dem jüngeren Aufsatz »Fiktion ohne fiktive Gegenstände. Prolegomenon zu einer Fregeanischen Theorie der Fiktion«, 54-72) und der Meinongianer Peter van Inwagen (mit dem älteren »Fiktionale Geschöpfe«, 73-93).

Nach Frege, dem Urheber moderner Logik und Urvater der analytischen Philosophie, bezeichnen fiktionale singuläre Ausdrücke (etwa Eigennamen fiktiver Figuren) gar nicht, so dass Sätze, die solche Ausdrücke enthalten, keinen wahren Gedanken ausdrücken können. Eine Fregeanische Theorie solcher Sätze muss also, wenn es möglich sein soll, dass diese wahr (oder falsch) sein können, eine Lösung anbieten, wie dies zu analysieren ist. Künnes Vorschlag, den er aus Freges Schriften entwickelt, lautet: »Treibe fiktionale Namen in den Skopus eines Bedeutungsverschiebers!« (57) Ein solcher »Bedeutungsverschieber« ist ›technisch‹ ein ›Fiktionsoperator‹, der solche Sätze in den Skopus eines »Der [kontextuell relevanten] fiktionalen Geschichte zufolge ...« (58) stellt, so dass sinnvoll und wahr über fiktive Gegenstände und Ereignisse gesprochen werden kann, wenn dies der relevanten fiktionalen Geschichte entspricht. Zweifellos ist dieses Verfahren effektiv für »intrafiktionale Aussagen« (57), also für die Aussagen aus einem fiktionalen Erzähltext.

Problematischer für eine Fregeanische Analyse sind allerdings andere Typen von Aussagen mit solchen Ausdrücken, doch auch für diese gibt es nach Künne analoge Analyseoptionen – und diese entwickelt er im weiteren Verlauf seines Beitrags: »Was der Autor tut« (60), nämlich Fiktives zu ›erschaffen‹, wird von Künne ähnlich wie von Searle als »Quasi-Behauptung« (61) bestimmt, die Bezugnahme auf Fiktives entsprechend als »Quasi-Referenz« (62). Und mit Hilfe dieser Konzepte lassen sich – so Künne – auch »ontologische Aussagen« (63) (etwa dass Don Quijote gar nicht existiert), »interfiktionale Aussagen« (65) (in denen Don Quijote und Don Giovanni miteinander verglichen werden), »transfiktionale Aussagen« (66) (in denen reale Personen mit Don Quijote verglichen werden) und aus diesen »gemischte Fälle« (70) als sinnvolle und wahrheitsfähige Aussagen rekonstruieren, auch wenn diese Rekonstruktionen, wie Künne zugibt und sein Aufsatz zeigt, sehr komplex werden können, um logisch-semantisch (im Sinne Freges) einwandfrei zu bleiben.

Unabhängig davon, wie man Künnes Lösungsvorschläge im Einzelnen beurteilt, scheint mir seine Unterscheidung der verschiedenen Arten von Sätzen, die auf Fiktives Bezug nehmen, für die Literaturwissenschaft und die literaturwissenschaftliche Methodologie von Bedeutung zu sein.

Auch wenn die Orientierung an dem Brentano-Schüler Alexius Meinong nicht ohne Probleme zustandekommt, die van Inwagen beschreibt und deretwegen er die eigene Position von diesem Label ausgenommen wissen möchte, gelten doch Fiktionstheoretiker als »Meinongianer«, wenn sie, wie van Inwagen, dafür argumentieren, »daß es Dinge gibt, die [man] als ›fiktionale Geschöpfe‹ bezeichnen« kann (74). Anders als der Fregeaner, der die Bezugnahme auf Fiktives logisch-semantisch analysiert, geht der Meinongianer das Problem also ontologisch an und nimmt neben tatsächlich Existierendem auch Fiktives an, auf das man sinnvoller Weise und wahrheitsfähig Bezug nehmen kann. Van Inwagen betrachtet derlei, etwa Romanfiguren, als »theoretische Entitäten der Literaturwissenschaft« (80) und stellt sie somit in Analogie zu den theoretischen Entitäten anderer Disziplinen (etwa der Physik), die ontologisch zwar ebenfalls heikel, aber wissenschaftstheoretisch unverzichtbar sind.

Solche theoretischen Gegenstände der Literaturwissenschaft verhalten sich ontologisch allerdings auffällig, wenn sie mit Attributen ausgestattet werden. Werther etwa hat die Eigenschaften, eine Figur aus einem Briefroman Goethes und empfindsam zu sein; die erste kommt ihm aber als theoretischer Entität zu, die zweite nicht (da empfindsam zu sein etwas ist, das nur Personen, nicht theoretischen Entititäten zukommen kann). Van Inwagen schlägt für die Analyse solcher Eigenschaften die Relation der »Zuschreibung« (87) vor, die freilich kaum exakt bestimmbar ist, aber sicherlich nicht ohne Bezugnahme auf das fiktionale Werk, das Eigenschaftsträger wie Werther hervorbringt, auskommt.

Während der Fregeaner also größere Probleme mit den Aussagen über fiktionale Werke hat, hat der Meinongianer eher Schwierigkeiten mit den Aussagen aus fiktionalen Werken. Beide Vertreter der jeweiligen Ansätze argumentieren hier freilich dafür, auch mit dem jeweils schwierigeren Fall angemessen umgehen zu können, so dass sich für die literaturwissenschaftliche Praxis keine ernsthaften Konsequenzen aus dieser Debatte ergeben dürften, auch wenn sie philosophisch und literatur- bzw. fiktionstheoretisch relevant ist hinsichtlich der Frage, wie genau diese Praxis, die ja auf die Bezugnahme auf fiktive Gegenstände wie auf fiktionale Texte angewiesen ist, ontologisch und formal-semantisch zu analysieren ist.

4. Fiktionen und Emotionen

Auch die dritte hier thematisierte Debatte bezieht sich vorrangig auf ein Problem, das sich aus der Fiktionalität von literarischen und anderen Kunstwerken ergibt und das seit der aristotelischen Poetik in der Literaturtheorie heimisch ist: Denn offenkundig erregen solche Werke beim Rezipienten Emotionen. Emotionen wiederum beruhen auf Überzeugungen (die Angst, von einem Räuber attackiert zu werden, etwa auf der, dass ein Fremder sich in meiner Wohnung aufhält, was – so ist zu hoffen – natürlich auch irrtümlich der Fall sein kann). Überzeugungen allerdings, die sich auf Fiktives beziehen, sind fragwürdig, da sie keinen wirklichen Gegenstand haben, auf den sie sich beziehen.

Kendall L. Walton schlägt in »Furcht vor Fiktionen« (94-11) entsprechend seinem Ansatz, die Rezeption von Fiktionen als regelhaftes Erzeugen von ›Make-Believes‹ zu verstehen, einen Lösungsansatz für dieses Problem vor, der zudem die fundamentalere Frage angehen soll, »warum und in welcher Weise fiktionale Werke wichtig sind« (95).

Sein Demonstrationsobjekt ist die konkretere Frage, wie die Zustände, in die der Betrachter eines Horrorfilms versetzt wird, zu beschreiben sind. Denn sie ähneln (auch physisch) durchaus der Emotion Furcht, ziehen aber keinerlei entsprechendes Verhalten nach sich: Der Zuschauer bleibt auf seinem Platz und genießt diesen Zustand, in den er sich ja freiwillig versetzt, sogar. »Darstellende Kunstwerke erzeugen Als-ob-Wahrheiten« (102) und fordern den Rezipienten auf, so Walton und Currie (s.o.), sich auf diese einzulassen, also an diesem ›Make-Believe‹-Spiel teilzunehmen. Dies betrifft Waltons Analyse nach auch die mit diesem Spiel verknüpften affektiven Zustände, die als ›Quasi-Emotionen‹ zu bezeichnen sind, weil sie sich in bestimmten Hinsichten von ihren eigentlichen Pendants unterscheiden. Walton geht also primär von der Rezipientenseite aus, denn erst beim und durch den Rezipienten wird das fiktive Geschehen, das das fiktionale Werk kommuniziert, realisiert: kognitiv und emotional. Im Kontext dieses ›Make-Believe‹ sind die kognitiven und affektiven Einstellungen des Rezipienten von Fiktionalem also als Teile und Momente des Fiktionsspiels anzusehen, so dass eine direkte Beziehung zwischen Als-ob-Überzeugungen und Als-ob-Emotionen nicht überraschen kann. Walton bringt es so auf den Punkt: »Wir machen uns nicht vor, daß Fiktionen real sind; vielmehr werden wir selbst fiktional.« (115)

Der Umgang mit Fiktionen (bzw. mit Kunstwerken) ist nach Walton also in ähnlicher Weise wichtig für uns Menschen wie es andere ›Make-Believe‹-Spiele sind, etwa Träume, Phantasien oder Rollenspiele, nämlich als Strategien der Selbstvergewisserung in kognitiver und emotionaler Hinsicht. Dass die aristotelische Poetik zu ähnlichen Ansichten kommt, scheint mir jedenfalls nicht gegen Waltons Theorie zu sprechen.

Allerdings unterscheidet Aristoteles nicht zwischen Emotionen und ›Quasi-Emotionen‹, so dass die Frage aufgeworfen werden kann, ob eleos und phobos – um in diesem Zusammenhang zu bleiben – nicht doch als psychophysische und auf Überzeugungen basierende Affekte anzusehen sind unabhängig davon, ob die Überzeugungen fiktional sind oder nicht. Gibt es also nicht doch eine Möglichkeit, philosophisch konsistent eine Verursachung von echten Emotionen durch Fiktionen anzunehmen? Die gibt es durchaus, behauptet Alex Neill in seinem Beitrag »Fiktion und Emotionen« (120-142), der somit (freilich nur indirekt) auf Walton antwortet.

Neill nimmt wiederum (wie Künne, s.o.) einen Fiktionsoperator an, bezieht diesen freilich auf die Überzeugungen, die die Grundlage für Emotionen bilden: »Überzeugungen darüber, was fiktional der Fall ist« (123). Er muss nun allerdings plausibel machen, dass solche Überzeugungen (echte) Emotionen verursachen können. Erstaunlicher Weise verhalten sich – dies scheint mir der Clou an Neills Aufsatz zu sein – Emotionen durchaus unterschiedlich hinsichtlich dieser Frage. Denn es gibt offensichtlich Emotionen, die nicht auf Überzeugungen, dass etwas (nur) fiktional der Fall ist, beruhen können. Insbesondere Furcht um die eigene Person und Eifersucht sind hier zu nennen, weil diese wesentlich auf die eigene Perspektive bezogen sind. Andere Emotionen, insbesondere Mitleid (oder Aristoteles’ eleos) oder Furcht um jemanden, beruhen jedoch auf der Übernahme einer fremden Perspektive, so dass es dann unwesentlich ist, ob der bemitleideten Person – der eigenen Überzeugung nach – real oder fiktional ein (unverdientes) Leid geschieht.

Dennoch gibt es Unterschiede: Wenn man mit einer realen Person Mitleid hat, versucht man ihr zu helfen, was bei den Protagonisten von Tragödien kaum angezeigt ist. Beim Verfolgen dieser stellt sich zudem so etwas wie ein (wiederum aristotelisches) Lustgefühl ein, das bei Mitleid mit realen Personen zumindest fragwürdig ist. Doch auch diesen Einwänden kann Neill begegnen: Die Lust am Mitleid bezieht sich auf den Genuss des Werkes, nicht seines Gehalts, der Mitleid auslöst. Und dass man Ödipus nicht helfen will, liegt daran, dass man ihm – aus ontologischen Gründen – nicht helfen kann, ebenso wenig wie beispielsweise Verstorbenen.

5. Die Bedeutung von Autorintentionen für die Interpretation

Die vierte und letzte Debatte, die hier dokumentiert ist, unterscheidet sich von ihren drei Vorgängerinnen dadurch, dass sie nicht (primär) auf fiktionale Texte oder Kunstwerke bezogen ist, sondern auf Bedeutungstragendes allgemein, vorrangig auf zu interpretierende Texte, die aber nicht fiktional sein müssen. Die Frage, die sich hier stellt, resultiert also nicht daraus, dass der von ihr fokussierte Gegenstandsbereich fiktional ist. Zweifellos betrifft die Frage aber alle interpretierenden Disziplinen, insbesondere die Literatur- und Kunstwissenschaften und ihre Methodologien (der Interpretation).

Reicher formuliert in ihrer Einleitung diese Frage in einer grundlegenderen und in einer spezielleren Hinsicht (vgl. 16-18): Grundlegend ist zu fragen, ob Interpretationsaussagen überhaupt wahrheitsfähig oder nicht vielmehr als mehr oder minder subjektive Lektürevorschläge anzusehen sind. Die Debatte um die Beantwortung dieser Frage ist in der Literaturwissenschaft bestens bekannt, auch wenn die Schärfe, mit der sie in den letzten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts dort geführt worden ist, inzwischen einer ›pragmatischen Milde‹ gewichen zu sein scheint. Die speziellere Debatte setzt die Möglichkeit wahrheitsfähiger Interpretationsaussagen (mehr oder minder) voraus, fragt allerdings dezidiert nach der Rolle, die Intentionen bei der Festlegung oder Ermittlung dieser Aussagen spielen – und so lassen sich grob Intentionalisten und Anti-Intentionalisten unterscheiden. Erstere schreiben Intentionen eine (wichtige) Rolle für Interpretationsaussagen zu, letztere bestreiten eine solche Rolle. Diese Debatte wird hier geführt:

George Dickie und W. Kent Wilson greifen in ihrem für den Antiintentionalismus plädierenden Beitrag »Der intentionalistische Fehlschluß: Zu Beardsleys Verteidigung« (143-177) auf den ›Klassiker‹ ihrer Position zurück, Monroe C. Beardsley, der prominent schon in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts vor dem ›Intentional Fallacy‹ gewarnt hat – freilich ohne genau zu explizieren, was genau damit gemeint ist. Doch tatsächlich ist eine Position (die des Intentionalismus nämlich) kaum zu halten, die nicht klären kann, in welcher Relation Werkbedeutung (also im Fall von Texten die Bedeutung der Wörter in ihrer spezifischen Kombination) und beabsichtigte Bedeutung zueinander stehen, zumal jene ja die zentrale Quelle für eine zu erschließende Autorintention sein dürfte.

Insofern ist es verständlich, dass Dickie und Wilson eher eine ›Konter-Taktik‹ verfolgen und die heiklen Punkte des Intentionalismus angreifen, ohne die eigene antiintentionalistische Position positiv auszuführen. Ihre Angriffe zielen zuerst auf E.D. Hirschs und Paul Grice’ (ältere) intentionalistische Interpretationstheorien, die stellvertretend für ähnliche Positionen stehen. [6] Ihnen werden durchaus nachvollziehbar verschiedene Inkonsistenzen nachgewiesen, die vor allem das ungeklärte Verhältnis verschiedener Bedeutungsaspekte betreffen – Werkbedeutung, beabsichtigte Bedeutung, Äußerungsbedeutung und Sprecherbedeutung. Dickie und Wilson nennen die hier von Hirsch und Grice repräsentierte Variante des Intentionalismus »aktual« (143), weil er von tatsächlichen Absichten ausgeht.

Mit einem Aufsatz von William Tolhurst [7] greifen sie dann auch eine Variante eines »hypothetischen Intentionalismus« (165) an, der nur von einer grundlegenden Autorabsicht ausgeht, der nämlich, den Rezipienten zu veranlassen, ihm eine mit dem zu interpretierenden Werk verknüpfte Absicht zu unterstellen. Ähnlich wie bei Walton (s.o.), der ebenfalls in diesem Zusammenhang diskutiert wird, geht der hypothetische Intentionalismus also von einem komplexen Kommunikationszusammenhang aus, in dem Autor und Rezipient sich gegenseitig bestimmte Absichten unterstellen, so dass diese nicht ›naturalistisch‹ aufzufassen, sondern nur ›hypothetisch‹ zu unterstellen sind. Das entspricht sowohl der Alltagspsychologie und damit dem faktischen (und wohl anthropologisch fundierbaren [8]) Verhalten der Interpreten und Leser von Literatur als auch bestimmten Positionen aktueller Literaturtheorie (etwa der Annahme eines impliziten Autors). Insofern überrascht es nicht, dass Dickies und Wilson Einwände gegen Tolhursts Position, die hier nicht im Einzelnen nachzuzeichnen sind, kaum überzeugen können.

Doch selbst wenn man ihren Einwänden gegen bestimmte Versionen des Intentionalismus zustimmt, folgt daraus nicht dessen Widerlegung, da es ja denkbar ist, dass es weitere Intentionalismus-Versionen gibt, die gegen diese (und mögliche weitere Einwände) gefeit sind.

Eine Version mit diesem Anspruch präsentiert Axel Bühler in seinem den Band beschließenden Aufsatz »Ein Plädoyer für den hermeneutischen Intentionalismus« (178-198), der sich am Schluss direkt mit Dickie/Wilson auseinandersetzt und zu folgendem Fazit kommt, das (absichtlich?) Bühlers Beitrag und den Textteil des ganzen Bandes beschließt:

Der hermeneutische Intentionalismus hält [...] an der Annahme fest, daß Absichten in allen Phasen der Erstellung eines Textes eine wichtige kausale Rolle spielen und mit dazu beitragen, Eigenschaften des Textes zu erklären. Dickie und Wilson haben nicht gezeigt, daß diese Annahme ungerechtfertigt ist. (196)

Bühlers hermeneutischer Intentionalismus ist weniger eine (leicht angreifbare) Theorie über das Verhältnis verschiedener Bedeutungsaspekte, sondern eher eine Theorie über das Zustandekommen von Bedeutungen und dem entsprechende Interpretationen. Bühler formuliert die »These, daß ein wichtiges Interpretationsziel darin besteht, die Handlungsabsichten von Autoren von Rede und Text festzustellen, weiterhin auch, die äußerungsbezogenen Absichten der Autoren festzustellen« (186), wobei bei der hier primär interessierenden Literaturinterpretation vor allem letztere eine Rolle spielen. Es geht Bühler also vor allem »um die Festlegung von Absichten, auf Rezipienten einzuwirken [...], wie auch um die Feststellung von Absichten der Gestaltung und des Vollzugs sprachlicher Äußerungen.« (188) Bühlers Intentionalismus ist also nicht ›hypothetisch‹, und er »hat normativen Charakter« (188) insofern, als er für die Anerkennung und Berücksichtigung vorliegender Absichten bei der Interpretation plädiert, gerade weil diese sich im Regelfall in den Eigenschaften des zu interpretierenden Textes (oder Werks) niedergeschlagen haben.

6. Beurteilung des Bandes insgesamt

Ausgezeichnete Kenner der analytisch ausgerichteten Philosophie der Kunst werden die von der Grazer Philosophin Maria E. Reicher zusammengestellten Beiträge (zum Teil) wohl kennen; und diese sind zum Teil (etwa hinsichtlich bestimmter Argumentationsgänge) auch so spezifisch, dass offensichtlich wird, dass sie primär an ein solches Publikum gerichtet sind. Immerhin liegt ein Großteil dieser Beiträge nunmehr in solider Übersetzung in deutscher Erstveröffentlichung vor.

Als paarweise komponierte Beiträge, die jeweils eine Debatte um eine bestimmte kunstphilosophische oder literaturtheoretische Fragestellung repräsentieren (und exemplarisch dokumentieren) wenden diese sich aber erkennbar an ein breiteres Publikum, das an Kunstphilosophie und Literaturtheorie interessiert ist, also auch an Literaturwissenschaftler, die einen Einblick in die »philosophischen Grundlagen« der Theorie ihres Gegenstandsbereichs gewinnen wollen. Dazu trägt auch und insbesondere die Einleitung bei, in der Reicher sehr klar, knapp und präzise die jeweiligen Debatten und ihre argumentativen Gehalte vorstellt. Aus diesem Grund wünscht der Rezensent diesem Band viele Leser.

Reicher verzichtet aber darauf, ihre je spezifische Auswahl der Debattenbeiträge zu begründen. Und sicherlich wird der eine oder andere Leser meinen, dass zu dieser Debatte doch vielleicht besser jener Aufsatz gepasst hätte, aber derlei lässt sich wohl kaum vermeiden. Und Reichers Auswahl ist sicherlich insgesamt gut und in jedem Einzelfall nicht schlechter als mögliche Alternativen.

Was den Leser im Jahr 2007/08 freilich irritiert – jetzt, wo er sich gerade mühsam an die neue Orthographie gewöhnt hat –, ist die konsequente Verwendung der unreformierten Orthographie.

Dr. Uwe Spörl

Universität Bremen

Neuere deutsche Literaturwissenschaft

Anmerkungen

[1] Vgl. etwa Frank Zipfel, Fiktion, Fiktivität, Fiktionalität. Analysen zur Fiktion in der Literatur und zum Fiktionsbegriff in der Literaturwissenschaft. Berlin 2001. [zurück]

[2] Vgl. etwa die Bände der Reihe »Poetogenesis«, die ebenfalls im mentis-Verlag erscheint. [zurück]

[3] Vgl. insbes. Fotis Jannidis, Gerhard Lauer, Matias Martinez, Simone Winko (Hg.), Rückkehr des Autors. Zur Erneuerung eines umstrittenen Begriffs, Tübingen 1999. [zurück]

[4] Vgl. insbes. die (jüngere) Monographie Kendall L. Walton, Mimesis as Make-Believe. On the Foundations of the Representional Arts, Cambridge (Mass.) 1990. [zurück]

[5] Vgl. David K. Lewis, Truth in Fiction, American Philosophical Quarterly 15 (1978), 37-46. [zurück]

[6] Vgl. insbes. den von Dickie/Wilson genannten Band Gary Iseminger (Hg.), Intention and Interpretation, Philadelphia (Pa.) 1992. [zurück]

[7] William Tolhurst, On What a Text Is and How It Means, British Journal of Aesthetics 19 (1979), 3-14. [zurück]

[8] Vgl. etwa Fotis Jannidis, Zu anthropologischen Aspekten der Figur, in: Rüdiger Zymner, Manfred Engel (Hg.), Anthropologie der Literatur. Poetogene Strukturen und ästhetisch-soziale Handlungsfelder, Paderborn 2004, 155-172. [zurück]

2009-03-22

JLTonline ISSN 1862-8990

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How to cite this item:

Uwe Spörl, Philosophische Debatten um fiktionale Literatur: Status, Wirkung und Interpretation. (Review of: Maria E. Reicher [ed.], Fiktion, Wahrheit, Wirklichkeit. Philosophische Grundlagen der Literaturtheorie, Paderborn: mentis 2007.)

In: JLTonline (22.03.2009)

URL: http://www.jltonline.de/index.php/reviews/article/view/74/162

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